Mittwoch, 28. März 2012

Von Kaffeeklatsch, Feuchten Träumen und schreiende Kinder

Ein Freund machte mich heute auf einen TAZ-Artikel aufmerksam in dem es wie so häufig um Urheberrecht ging. Das ist ja heutzutage nichts außergewöhnliches. Es ist wohl genauso alltäglich das es im Artikel um Veranstaltungen eins Bundesamtes ging die mal wieder hinter verschlossenen Türen abgehalten worden sind. Zu lesen bekommt man nun in Kurzform das sich seit 2008 die Rechteverwerter mit den Netzbetreibern hin und wieder treffen und über Mittel gegen Piraterie zu fantasieren. Die nötigen halluzinogenen Drogen und Der Kaffee wird vom Veranstalter, dem Bundesministerium für Wirtschaft, beigesteuert. Die Argumentationskette muss man sich nun wohl in etwa so Vorstellen:

Rechteverwerter:
Die Piraterie in diesem Internet macht uns alles kaputt wir verdienen nichts mehr und meine Frau muss bald mit dem Porsche selbst einkaufen fahren weil wir uns nur noch einen Chauffeur leisten können. Da müssen die Netzbetreiber endlich mal einen Riegel vor schieben

Netzbetreiber:
Dem müssen wir entschieden widersprechen, wir stellen doch nur die Infrastruktur zur Verfügung was die Nutzer damit tun können wir doch nicht beeinflussen, eine umfassende Netzüberwachung können wir als gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen niemals leisten das ist doch viel zu teuer. Die Nutzer sind der Kern allen Übels

Nutzer:
Leider gibt es an dieser Stelle keine Stimmen oder Einwände der Nutzer und Konsumenten, da die wie immer nicht zum Kaffeekränzchen der Lobbyisten Industrievertreter eingeladen sind.

Rechteverwerter & Netzbetreiber:

Keine Einwände? Dann müssen da endlich mal schärfere Gesetze her, das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein.


Nach nur mehr 3 Jahren und wiederholtem Eingreifen des Bundesverfassungsgerichts haben die Teilnehmer dieser Kaffeekränzchen nun also einen 10 Punkteplan zusammen getragen wie man in Zukunft den Piraten der Meere aus Nullen und Einsen Herr werden kann. Diese Liste ist nun dem Arbeitskreis gegen Internet-Sperren und Zensur, kurz AK-Zensur in die Hände gefallen und dieser ist auch noch so dreist die Liste zu veröffentlichen. Und irgendwie bekomme ich Lust die Liste ein wenig zu kommentieren bzw. diese zu übersetzen. (hierbei handelt es sich um Zitate oder Teilzitate aus der der Liste vom AK-Zensur)
  1. Durchführung einer Aufklärungskampagne zum Urheberrecht. Juhu, das heißt also übersetzt wir bekommen wieder schreiende Kinder auf Kauf-DVDs und BlueRaydisks die ihrem Raubkopierpapa Happy-Birthday über die Gefängnismauern singen. Mit solchen schreienden Bälgern muss dem Papa der Knast ja wie ein Wellnessurlaub vorkommen. Ihr wisst schon das Leute die sich die Filme aus dem Netz holen den Teil nie sehen? Genau wie die gefühlte Stunde Werbung die sich noch nicht mal überspringen lässt.
  2. Die Werbewirtschaft soll dafür sorgen, dass auf Up-/Downloadplattformen keine Werbung mehr geschaltet bzw. nicht mehr dafür bezahlt wird. So hin und wieder beschleicht mich ja der verdacht solche Gremien und Treffen haben immer noch nicht verstanden was das Internet kein national abgegrenztes Gebiet ist. Dem Porno-Portal aus den USA ist ein Abkommen zwischen Deutschenwirtschaftshanseln und dem BMWi vollkommen egal.
  3. Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere bei Downloadportalen und 1-Klick-Hostern. Die haben jetzt aber die selbe Ausrede wie die Netzbetreiber, "Wir bieten nur die Infrastruktur an"
  4. Die Provider sollen IP-Adressen lange genug speichern, so dass die Abmahnindustrie weiter ausgebaut werden kann. Mehr Arbeit und Mittel für Anwälte genau das haben wir gebraucht.
  5. Im Justizministerium wird derzeit an der Deckelung der Abmahngebühren gearbeitet. Die Rechteinhaber sprechen sich ausdrücklich dagegen aus. Man will doch schließlich selbst entscheiden wie viel man diesem Piratenpack noch zum leben lässt.
  6. Bei Urheberrechtsverletzungen in gewerblichem Ausmaß sieht § 101 UrhG weitere Auskunftspflichten vor. Die Rechteinhaber möchten die Einschränkung auf Gewerblichen Ausmaß gestrichen haben. Wir wollen die Daten von ausnahmslos allen, ob sie sich nun die neue Justin Bieber Single gesaugt haben oder 5000 Exemplare schwarzgepresst auf dem Flohmarkt verkauft haben. Die Unterschiede sind so marginal da kann man doch nicht verlangen zu differenzieren.
  7. Es steht die Forderung um Raum, umfassendere Möglichkeiten zur Beauskunftung zu schaffen: Neben Anschlussinhaber und Adresse sollen die Provider dem Rechteinhaber auch E-Mail-Adresse, Bankdaten und die IP-Adressen anderer Sitzungen herausgeben. Darfs auch noch eine Stuhlprobe sein oder gleich noch Zugriff auf DNA-Datenbanken, Steuerkartei und Krankenakten? Wenn man weiß wie genau die Ermittlungsmethoden sind dem graut allein bei diesem Punkt.
  8. Es wird eine änderung der Impressumspflicht angestrebt: diese soll auch bei selbst eingestellten Inhalten gelten. Die Wichtigkeit von einem anonymen Netz ist dabei völlig nebensächlich, auch hier nicht verstandenen das das Web international ist. Die syrische Regierung wird es freuen.
  9. Statt einer örtlichen Zuständigkeit, sollen Strafverfolgungsbehörden, die Gewerbeaufsicht usw. thematisch organisiert werden. Sprich: Schwerpunktstaatsanwaltschaften für Internet-Delikte bzw. Urheberrechtsverletzungen. Wir brauchen mehr Verwaltung und eine weitere Fragmentierung in der Strafverfolgung. Genau das hat Deutschland gefehlt
  10. Rechteinhaber fordern weiterhin, dass die Provider an Rechtsverletzer Warnhinweise verschicken, wollen aber nicht auf Abmahnungen verzichten. Nur weil wir verwarnen heißt das nicht das wir auf die Einkünfte aus den Abmahnungen verzichten wollen.
Nachdem man sich nun das Pamphlet durch gelesen hat bekommt man fast schon den Eindruck gewinnen in einem Traum von Hans Peter Uhl gelandet zu sein, der ja gerne bei jedem Falschparker eine Verschärfung der Internetüberwachung fordert. Allerdings muss ich mich am Ende doch fragen warum der Verfassungsschutz zwar Teile der Bundestagsfraktion der Linken überwacht, hier aber mit der offensichtlichen Duldung des Bundesamtes für Wirtschaft wiederholt Pläne zur Unterwanderung des Grundgesetzes ausgearbeitet werden und der Verfassungsschutz, der genau dieses Grundgesetz schützen soll, nicht einschreitet. Das kommt doch schon einer systematischen Bildung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel das Grundgesetz auszuhöhlen gleich.

Die Rechteverwalter haben einen kleinen Punkt nicht verstanden (also neben der Sache von wegen international) Die Pushvermarktung, also solange Produkte in den Markt stopfen bis künstlich ein Nachfrage entsteht, funktioniert gerade bei Medie nicht mehr. Der mündige Konsument informiert sich und tauscht sich aus, auch wenn euch das nicht passt. Ihr solltet eure Vermarktung hin und wieder mal mit eurer Zielgruppe abgleichen, das ist nicht der einfachste auch nicht der billigste Weg, aber der nachhaltigste. "Friss oder stirb" hat ausgedient.

Ich verlange auch keine Abschaffung von Urheberrechten auf die ihr so gerne rum reitet (ihr habt übrigens nur Vermarktungs bzw. Nutzungsrechte zumindest nach bundesdeutschem Recht, das so nebenbei), im Gegenteil ich bin sogar gerne bereit für Inhalte zu zahlen aber dann doch bitte in einem Handel auf Augenhöhe und ohne Übervorteilung einer der beiden Vertragspartein. Und liebe Künstler niemand will euch das Recht absprechen mit euren Werken Geld zu verdienen ich gönne euch jeden Cent und Euro ihr solltet nur mal schauen wer von euren Leistungen, eurer Kreativität das größte Stück Kuchen bekommt.

Schlussdisclaimer: Bei meinen Kommentaren handelt es sich natürlich nur um Satire, diese kann Spuren von Nüssen und Wahrheit enthalten, wer welche findet darf sie behalten und gegebenen falls über sie nach denken.

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